Zukunftsstrategien in der Metallurgie

Unter dem Motto „Wirtschaft und Wissenschaft im Dialog“ haben sich rund 130 Teilnehmende beim Metallurgie-Kolloquium der TU Clausthal ausgetauscht.

Angesichts von Klimaschutz und Energiewende hat sich in der Stahl- und Metallbranche eine hohe Innovationsdynamik entwickelt. Dies ist während des zweitägigen Metallurgie-Kolloquiums 2019 im CUTEC Clausthaler Umwelttechnik Forschungszentrum erneut deutlich geworden. Ausrichter der Tagung war das Institut für Metallurgie der TU Clausthal, das in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen feiert.

Universitätspräsident Professor Joachim Schachtner stellte zu Beginn der Konferenz die vielfältigen Aktivitäten der TU Clausthal als Partnerin der Wirtschaft vor. „Der aktive Transfer von Forschungsergebnissen und wissenschaftlichem Know-how in die praktische Anwendung genießt an der TU einen hohen Stellenwert“, unterstrich er. Wesentlicher Baustein für den Erfolg sei dabei das interaktive Zusammenspiel von Wirtschaft und Wissenschaft, das an der Clausthaler Universität als ein offener, beide Seiten befruchtender Austausch begriffen werde. Als jüngste Erfolge auf diesem Gebiet führte der Präsident beispielsweise das Verbundprojekt „Energie- und Wasserspeicher Harz“ an, für das im August der Förderbescheid über 1,6 Millionen Euro übergeben wurde, sowie den kürzlich gewonnenen Innovationspreis das Landes und die Auszeichnung als „Digitaler Ort Niedersachsen“.

Nachfrage nach „grünem“ Stahl steigt

Im Anschluss referierte Dr. Matthias Weinberg, Vorstandsmitglied bei Thyssenkrupp Steel Europe, im Plenum über das Thema „Nutzung & Vermeidung von CO2: Integrierte Strategie zur klimaneutralen Stahlproduktion bei thyssenkrupp Steel“. Die Nachfrage der Industriekunden nach „grünem“ Stahl, so Weinberg, werde immer größer. Deshalb verfolge der Essener Konzern mit einem technologie-offenen Ansatz das Ziel, Stahl bis 2050 klimaneutral zu produzieren. Aktuell arbeitet das Unternehmen daran, entstehendes CO2 umzuwandeln und so chemisch nutzbar zu machen bzw. durch Wasserstoffinjektionen im Herstellungsprozess von Stahl die CO2–Emissionen deutlich zu verringern.

Einer der bekanntesten Alumni der TU Clausthal, Dr. Jürgen Großmann, Gesellschafter der Georgsmarienhütte Holding GmbH, folgte mit dem Vortrag „Stahl trägt die Wirtschaft – auch ohne Hochöfen“. „Stahl wird nicht verbraucht“, betonte Großmann, „sondern ständig umgewandelt.“ Im Zuge einer Kreislaufwirtschaft könne Stahl ohne Verlust seiner inhärenten Eigenschaften beliebig oft recycelt werden und sei damit etwa für die Auto-, Maschinenbau- und Baubranche weiter ein Zukunftswerkstoff. Was die Produktion des Materials angeht, werde es künftig aber weniger in Hochöfen hergestellt als vielmehr in Elektrolichtbogenöfen, in denen Stahlschrott eingeschmolzen wird.

Insgesamt umfasste das Kolloquium mehr als 30 Fachvorträge, die am zweiten Tag in vier Fachprogramme aufgeteilt waren: Thermochemie und Mikrokinetik (das Fachgebiet von Professor Harald Schmidt), Metallurgische Prozesstechnik (Professor Karl-Heinz Spitzer), Gießereitechnik (Professor Babette Tonn) und Umformtechnik (Professor Heinz Palkowski). „Mit dem Kolloquium bieten wir Vertretern aus Wissenschaft und Wirtschaft seit 2010 alle drei Jahre eine Plattform für Informationsgewinn und Austausch zu fachlichen Themen und Zukunftsstrategien“, nannte Professor Palkowski, geschäftsführender Direktor des Instituts, das Ziel der Tagung. Abgerundet wurde die Veranstaltung mit einem Metallurgenabend im Restaurant „Glückauf“ und Informationsständen im Foyer des CUTEC.

 

Kontakt:
TU Clausthal
Pressesprecher
Christian Ernst
Telefon: +49 5323 72-3904
E-Mail: christian.ernst@tu-clausthal.de

 

Vier Personen stehen neben einem großen Bild

Die Hauptredner der Tagung (von links): Universitätspräsident Professor Joachim Schachtner, Dr. Matthias Weinberg (Thyssenkrupp Steel Europe), Dr. Jürgen Großmann (Georgsmarienhütte Holding GmbH) sowie Professor Heinz Palkowski (Institut für Metallurgie), der das Kolloquium moderierte. Foto: Ernst