Von Aerosolen und Absauganlagen

Ein gemeinsames Projekt der TU Clausthal und der Harz-Weser-Werke gGmbH beschert der Einrichtung in Osterode eine verbesserte Raumluft in Corona-Zeiten.

Angefangen hat alles mit einem Fernsehabend von Marion Horstkotte, Mitarbeiterin der Harz-Weser-Werke (HWW), Werkstatt Osterode. An diesem Abend lief eine Sendung, in der technische Möglichkeiten von Abluftanlagen für Räume zur Verbesserung der Lufthygiene vorgestellt wurden. Marion Horstkotte nahm den Gedanken auf und sprach Karsten Dannenberg, Werkstattleiter in Osterode, auf die Idee an, dass dies während der Corona-Pandemie auch eine weitere Schutzmaßnahme für die Arbeitsbereiche der Werkstatt Osterode sein könnte.

Von dieser Idee angetan, wurde Kontakt zu Dr. Daniel Tomowski von der Technischen Universität Clausthal aufgenommen. Dr. Tomowski ist an der TU Clausthal im Bereich Technologietransfer und Forschungsförderung verantwortlich für Technologieberatung und Unternehmenskontakte und bei den HWW kein Unbekannter. Als Referent für Technologie- und Innovationsberatung der Wirtschaftsregion Goslar ist er vielmehr ein geschätzter Netzwerkpartner der HWW.

Kurzerhand organisierte Dr. Tomowski einen Videotermin mit Professor Wolfgang Schade, ebenfalls von der TU Clausthal. Professor Schade forscht am Institut für Energieforschung und Physikalische Technologien. Darüber hinaus sammelte er mit seinem Team des Fraunhofer Heinrich-Hertz-Instituts schon Erfahrungen auf dem Gebiet der Abluftanlagen, indem er Experimente in großen Hör- und Konzertsälen durchführte. Während des Termins sprachen sie über Herausforderungen des Werkstattbereichs der HWW, und erste Daten wurden ausgetauscht. So war neben dem Volumen der Arbeitsräume auch die Anzahl der Arbeitsplätze eines der Themen. Professor Schade zeigte sich schnell bereit, die HWW ehrenamtlich zu unterstützen.

In einem darauffolgenden Vortrag erörterte er die Ausbreitung von Aerosolen in geschlossenen Räumen. Das Wichtigste dabei sei der ständige Luftaustausch. Optimal sollte ein Raumluftaustausch drei Mal pro Stunde erfolgen. Das heißt, alle 20 Minuten sollte ein Raum komplett von der ausgeatmeten Luft befreit werden, damit alle Viren und Bakterien über den Ventilator und ein angekipptes Fenster nach außen geführt werden. Hierzu mussten nun die entsprechende Anlage und auch der Ventilator für den Luftaustausch berechnet werden.

Als Proberaum fiel die Entscheidung auf einen Gruppenraum, der über 16 Arbeitsplätze verfügt. Die Vorrichtungsbauer der HWW, Bernward Kunze und Michael Rudert, machten sich direkt an den Bau der Abluftanlage. Interessant ist ihre Funktionsweise. Dabei schweben die kleinen Aerosolpartikel nach oben, direkt unter die Raumdecke, werden dort aufgesaugt und nach draußen befördert. Das Tragen von Masken ersetzt dies zwar nicht, aber das Risiko einer Infektion mit dem Corona-Virus wird erheblich verringert.

In einem nächsten Schritt wird ein Vor-Ort-Termin mit Professor Schade stattfinden. Dabei wird die Luftströmung am Trichter gemessen und mit einem Aerosol-Messgerät die konkrete Wirksamkeit der Absauganlage bestimmt. Die Messungen finden mithilfe von Dummy „Oleg“ statt, der durch einen Schlauch aus Mund und Nase das Ausatmen von Aerosolen und CO2 simuliert, die nur wenige 100 Nanometer groß und mit dem bloßen Auge nicht zu sehen sind. Auch ohne abschließende Messungen zu genauen Prozenten der Wirksamkeit ist bereits eine deutlich spürbare Verbesserung der Raumluft festzustellen, so die Harz-Weser-Werke.

(Pressemitteilung der Harz-Weser-Werke)

Ein Mannequin bläst Rauch vor blauem Licht

Als die Anfrage kam, unterstützte Professor Wolfgang Schade die Harz-Weser-Werke in Osterode mit seinem Know-how zu Aerosolen und Abluftanlagen. Messungen auf diesem Gebiet führt sein Team mit dem Dummy „Oleg“ durch. Foto: Ernst