Senat unterstützt Präsidium der TU Clausthal

Umfassende Entwicklungsplanung

Auf der Senatssondersitzung vom 22. Juni 2005 fanden, nach einer anfänglich gespannten Stimmung, die Entscheidungen des Präsidiums zur langfristigen Entwicklung der TU Clausthal Zustimmung.

Der Präsident der TU Clausthal, Professor Edmund Brandt, hatte eine außerordentliche Sitzung des Senats einberufen. Hintergrund waren Beschlüsse, die das Präsidium in einer Klausurtagung zur Entwicklung der TU Clausthal gefasst hatte.

Nach ausführlicher Diskussion traf der Senat die Entscheidung, die Bemühungen zur Weiterentwicklung der Technischen Universität Clausthal zu unterstützen. Er bittet das Präsidium, die Überlegungen in Richtung auf eine umfassende Entwicklungsplanung zu konkretisieren. Die bei der Umsetzung der Beschlüsse betroffenen Einrichtungen sind bei den weiteren Planungs- und Umsetzungsschritten rechtzeitig und intensiv einzubeziehen.

Um sich in dem ständig verschärfenden Wettbewerb zwischen den Universitäten behaupten zu können und um die Umsetzung des so genannten Hochschuloptimierungskonzepts ohne nachhaltige Substanzschädigung zu überstehen, sind auf allen Ebenen und in sämtlichen Bereichen der TU Clausthal gewaltige Anstrengungen erforderlich.

Dazu wurden folgende Beschlüsse gefasst:

1. Das Präsidium beschließt, die Einführung eines Managementsystems zur Information/Kommunikation/Evaluierung (MAIKE), mit dessen Hilfe die Bewirtschaftung aller Ressourcen der TU Clausthal im Innenverhältnis erfolgen soll (Personal, Räume, Sachmittel usw.). Heruntergebrochen bis auf die einzelnen Professuren soll mithilfe des Systems bezogen auf zentrale Kennzahlen ein Höchstmaß an Transparenz erreicht werden. Das System soll ab 2006 zum Einsatz gelangen.

2. Das Präsidium beschließt zur Umsetzung einer nachhaltigen Stellenbewirtschaftung folgenden Verfahrensablauf:

Das Präsidium erwägt in einem Grundsatzbeschluss die Ausbringung von Ku- und Kw-Vermerken. Die betroffenen Einrichtungen werden über den Beschluss informiert; ihnen wird unter Angabe einer Frist Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben. Dabei können auch alternative Vorschläge zur Einsparung gemacht werden.

Der Grundsatzbeschluss des Präsidiums geht zusammen mit den Stellungnahmen an die Einsparkommission, die das Präsidium in der Angelegenheit beraten soll. Der Einsparkommission gehören der Vizepräsident für Lehre, der Vizepräsident für Verwaltung, die Fakultätsdekane sowie die Dezernenten 1 und 3 an. Die Einsparkommission gibt ein Votum ab, das gegebenenfalls auf die Ausbringung konkreter Ku bzw. Kw-Vermerke zielt.

Das Präsidium trifft in einem letzten Schritt auf der Grundlage insbesondere des Votums der Einsparkommission die endgültige Entscheidung.

3. Das Präsidium hält zur Sicherung einer nachhaltigen Stellenbewirtschaftung an der achtmonatigen Stellensperre fest. Ausnahmen können im Einzelfall zugelassen werden. Maßgebliche Kriterien sind dabei außergewöhnliche Belastungen in der Lehre sowie herausragende Leistungen in der Forschung, schließlich die Gewährleistung einer Mindestausstattung. Es hält weiterhin daran fest, dass auch nach Ablauf der Achtmonatsfrist im Einzelfall über die Wiederbesetzung zu entscheiden ist.

4. Das Präsidium sieht innerhalb der Universität einen erheblichen Informations- und Kommunikationsbedarf im Hinblick auf die weitere Umsetzung des HOK sowie die Implementierung von MAIKE. Nicht zuletzt, um ihm gerecht zu werden, hält es die Einrichtung eines internen Beratungsgremiums für sinnvoll. Zu dieser Einschätzung gelangt das Präsidium nicht zuletzt aufgrund der hervorragenden Erfahrungen, die im Vorfeld der Einführung der neuen Fakultätsstruktur gesammelt werden konnten.

5. Zur Umsetzung des HOK (Einsparung bis zu 100 Stellen [HOK I], Umschichtung von 60 Stellen [HOK II]) und unter Berücksichtigung von bisher schon erfolgten Stelleneinsparungen in der Größenordnung von bisher 30 Stellen sind bis zu 130 Stellen sukzessive in einem „Stellensee“ einzusammeln. Um auch in den nächsten Jahren die Handlungsfähigkeit der TU Clausthal zu sichern, muss das Tempo bei der Umsetzung des HOK, also bei der „Einsammlung“ der Stellen, signifikant gesteigert werden.

Für Stellen, die sich im „Stellensee“ befinden, ist danach jeweils zu entscheiden, ob sie für Einsparungs- oder für Umschichtungsmaßnahmen einzusetzen sind. Prinzipiell sind sämtliche Stellenkategorien von den Maßnahmen betroffen, also auch Professorenstellen. Entsprechend dem Grundsatz „Wissenschaft geht vor Dienstleistung“ sollen jedoch besondere Anstrengungen unternommen werden, um besonders produktive wissenschaftliche Bereiche zu erhalten oder unter Umständen auch auszubauen.

Um die finanzielle Handlungsfähigkeit der TU Clausthal auch mittelfristig zu wahren und hochkarätige Berufungen zu ermöglichen, geht bei der Inanspruchnahme des „Stellensees“ die Umsetzung von HOK I grundsätzlich der Umsetzung von HOK II vor.

Sofern Möglichkeiten zur Umschichtung bestehen, sind folgende Kriterien handlungsleitend:

• Profilierung der TU Clausthal in Konkurrenz zu anderen - insbesondere niedersächsischen Universitäten;
• Erhaltung, Schaffung und Ausbau von Exzellenz;
• Abbau von Überlast, besonders in der Lehre;
• aufgrund von klaren Parametern erzielte Leistungen in Forschung und Lehre.

6. Nach derzeitigem Stand zeichnen sich unter Zugrundelegung der eben genannten Kriterien folgende Bereiche bzw. Einrichtungen ab, denen im Zuge von Umschichtungsmaßnahmen Stellen zufließen könnten:


• Simulationswissenschaften/Informatik/Mathematik;

• Energiewissenschaften ;

• Wirtschaftswissenschaften;

• Internationale Schule Clausthal (ISC).

Für die Bereiche Simulationswissenschaften/Informatik/Mathematik und Energiewissenschaften wird derzeit jeweils von einer Größenordnung von ca. 15 Stellen ausgegangen. Bei den Wirtschaftswissenschaften wird eine Größenordnung von ca. 10 Stellen zugrunde gelegt, bei der Internationalen Schule Clausthal eine Größenordnung von ca. 5 Stellen.

Im Bereich der Materialwissenschaften werden bei einer Größenordnung von ca.15 Stellen in besonderer Weise Möglichkeiten gesehen, Umschichtungen innerhalb des Bereichs selbst vorzunehmen.

7. Maßnahmen in der Physik und in der Chemie.

Das Präsidium sieht es als unabdingbar an, vor dem Hintergrund der Clustergespräche und der weiteren Entfaltung von Alleinstellungsmerkmalen der TU Clausthal die funktionale Ausbringung der Schwerpunktbereiche in der Physik und der Chemie weiter zu verstärken.

8. Maßnahmen im Bereich der Materialwissenschaften.

Das Präsidium sieht die dringende Notwendigkeit, die unübersehbare Heterogenität im Bereich der Materialwissenschaften mithilfe geeigneter Maßnahmen zeitnah zu überwinden. Dazu können auch Umsetzungsmaßnahmen und deutliche Einwirkungen bei der Ausgestaltung des neuen Studiengangs gehören.

9. Zeitnah soll eine Internationale Schule Clausthal (ISC) realisiert werden, um die auf internationalem Gebiet stetig steigenden Anforderungen in Forschung und Lehre bewältigen und eine einheitliche Anlaufstelle für ausländische Partner zur Verfügung stellen zu können. Um zu vermeiden, dass ein größerer zusätzlicher Stellenbedarf entsteht, sollen insbesondere das Akademische Auslandsamt, der Auslandsbeauftragte, die einzelnen Kooperationsbeauftragten usw. der ISC zuarbeiten bzw. ihr in Doppelmitgliedschaft angehören. Die Leitung der ISC könnte dem künftigen hauptamtlichen Vizepräsidenten übertragen werden.

Bestandteil der ISC soll ein Sprachenzentrum sein, das zeitnah einzurichten ist. Das Sprachenzentrum soll insbesondere als Anlaufstelle für ausländische Studierende fungieren, die Sprachausbildung bündeln und sie kontinuierlich auf ein höheres Niveau heben.

10. Das Präsidium befürwortet die schon eingeleiteten Bemühungen, zu leistungsfähigeren Instituten zu kommen. Wegen der speziellen Clausthaler Situation legt das Präsidium besonderen Wert auf überschaubare, kompakte Instituts-Konfigurationen. Dabei sind die Vorschläge von TK-best zu berücksichtigen.

11. Das Präsidium unterstützt alle Bemühungen, durch das Instrument „Kooperationsbeziehungen“ die Stellung der TU Clausthal national und international zu stabilisieren und zu entfalten.

Der Kooperationsvertrag mit der TU Braunschweig, der soeben unterzeichnet worden ist, bietet eine geeignete Vorlage, die für weitere Verträge genutzt werden kann. Angestrebt wird der zeitnahe Abschluss mit folgenden Universitäten: TU Berlin, TU Dresden, TU Bergakademie Freiberg, Montanuniversität Leoben sowie Universität Göttingen.

 

Einzelne Maßnahmen

12. Der Präsident wird bis zum Herbst 2005 ein Konzept zum so genannten Bindungsmanagement entwickeln und vorstellen. Insbesondere im Zusammenhang mit der Alumni-Pflege und bei der Etablierung eines Fundraising-Systems soll nach Möglichkeit auf Erfahrungen an anderen Universitäten zurückgegriffen werden.

13. Vor dem Hintergrund der Einsparerfordernisse hält das Präsidium es für unabweislich, auch bei der Neubesetzung von Verwaltungsstellen die achtmonatige Wiederbesetzungssperre anzuwenden.

14. Das Präsidium sieht die dringende Notwendigkeit, alle geeigneten Maßnahmen zu ergreifen, um eine ständige Qualitätsverbesserung im Bereich von Studium und Lehre zu erreichen.

15. Das Präsidium begrüßt die Bemühungen zur Wiederherstellung des alten Haupteinganges des Hauptgebäudes. Mit großer Dankbarkeit würdigt es die Unterstützung des Projekts durch den Verein von Freunden. Es unterstützt die Pläne, angrenzende Gebiete in diese Maßnahme einzubetten. Bestrebungen, die in dem Zusammenhang auf eine Inanspruchnahme von Mitteln der Städtebauförderung zielen, werden ausdrücklich befürwortet.

16. Die Maßnahmen zur Umgestaltung des Hauptgebäudes dienen ganz wesentlich dem Zweck, eine umfassende Serviceeinheit für Studierende zu schaffen.

Das Präsidium bekräftigt in dem Zusammenhang den Auftrag, in die Neugestaltung des Studienzentrums Teile der Flächen einzubeziehen, die gegenwärtig von der Geologischen Sammlung belegt sind.

17. Das Präsidium begrüßt die Planungen zur Umgestaltung des Bereichs „Alte Münze“/„Alte Mensa“ im Sinne der Schaffung eines lebendigen Campus.

Der Präsident wird gebeten, die bereits laufenden Sondierungsgespräche mit privaten Investoren, die auf den Abriss der alten Mensa sowie auf den Neubau eines Tagungszentrums/Aparthotels zielen, gegebenenfalls auch auf den Abriss des ehemaligen Verwaltungsgebäudes des Studentenwerks Clausthal mit dem Ziel der Errichtung der ISC bzw. eines familiengerechten Studentenwohnheims, fortzuführen.

Wegen des sich abzeichnenden erheblichen Bedarfs im Zusammenhang mit Weiterbildungsaktivitäten wie auch bei der Unterbringung von ausländischen Studierenden soll die Klärung mit hoher Priorität erfolgen.