Mit U-Boot in den Oberharz

Clausthal-Zellerfeld. Als die Mechatronik-Studierenden Karl-Kristian Kunz und Sarah Heimbach von der Technischen Universität (TU) Ilmenau zum Hauptstudium an die TU Clausthal kamen, hatten sie ein ungewöhnliches Projekt im Gepäck: Ein kleines rotes Unterseeboot. Um Studiengruppen, wie der inzwischen sechsköpfigen Gruppe um Kunz und Heimbach, zu ermöglichen, an solchen eigenen Projekten zu arbeiten, hat die TU Clausthal jetzt mit 20 000 Euro mehrere Laborarbeitsplätze am Institut für Elektrische Energietechnik (IEE) eingerichtet.

Technisch orientierte Studierende der TU Clausthal können jetzt vom ersten Fachsemester an in betreuten Studiengruppen ihr theoretisches Wissen aus ihren Vorlesungen in der Praxis erproben. „Die Verzahnung der drei Mechatronik-Fachgebiete Maschinenbau, Elektrotechnik und Informationstechnik zeigt sich besonders deutlich, wenn man ein komplexes praktisches Problem lösen will“, weiß Dr. Dirk Turschner vom IEE. So würden die Studierenden die Perspektive des jeweiligen Fachgebiets als Teil einer übergeordneten Fragestellung kennen lernen. Turschner ist wissenschaftlicher Assistent am IEE und betreut die erste Studiengruppe.



Theorie mit Praxisfundierung



Professor Dr. Hans-Peter Beck, Leiter des IEE und Vizepräsident für Forschung und Hochschulentwicklung ergänzt: „Vom Studienbeginn an theoretisches Grundlagenwissen mit praktischer Erfahrung zu fundieren, ist ein zentrales Anliegen der TU. Unsere Kompetenz in der anwendungsorientierten Grundlagenforschung können wir, ergänzend zu den anderen Lehrveranstaltungen, in solchen projektbezogenen Studiengruppen sehr gut vermitteln.“



Anlass dieser neuen Möglichkeit, schon sehr früh im Studium im Team zu forschen, ist das rote Mini-U-Boot, das Kunz und Heimbach bei ihrem Wechsel von der TU Ilmenau an die TU Clausthal mit in den Oberharz brachten. Mit ihm lässt sich etwa der Grund eines eisigen Bergsees trockenen Fußes erkunden, bevor man einen eventuell gefährlichen Tauchgang unternimmt: Es überträgt Videobilder und sonstige Daten an eine Steuer- und Empfangsstation an Land oder auf einem Schiff.



Mit zwölf Jahren ein ?Heureka' vor der Küste des Jemen



Die Idee zu dem Tauchvehikel hatte der 23-jährige Kunz schon mit zwölf: „Meine Eltern und ich waren auf einem Schiff zusammen mit Meeresbiologen und Journalisten, die einen Film über die Unterwasserwelt vor der jemenitischen Küste drehten“, erinnert er sich. Von vielen Tauchgängen sei die Crew jedoch ohne Aufnahmen zurückgekommen. Bis zu drei mal am Tag hätten sie hinunter müssen, um endlich brauchbare Bilder im Kasten zu haben. Das war Kunz' Heureka: „Es wäre viel effektiver und auch gesünder gewesen, wenn sie den Meeresboden mit einem Roboter hätten erkunden können, bevor sie selbst getaucht wären.“



Von dieser Idee bis zum U-Boot war es jedoch ein langer Weg: „Ernsthaft begonnen habe ich mit dem Bau des Tauchgeräts erst zu Beginn meines Studiums“, berichtet der Mechatronikstudent. Schritt für Schritt entwickelte er, inzwischen zusammen mit seiner Kommilitonin Sarah Heimbach, das Projekt weiter: „Es war ?learning by doing'. Bei jedem neuen Problem haben wir uns zuerst das nötige Wissen angelesen und es dann gelöst.“



Es schwimmt und taucht



Ihre Arbeit zahlte sich aus: Schwimm- und Tauchversuche hat das U-Boot erfolgreich absolviert. In der Studiengruppe am IEE entwickeln sie nun das Projekt weiter, „wobei aber jeder auch eigene Ideen umsetzen und ein eigenes Projekt beginnen kann“, wie die beiden Initiatoren sagen. Zu ihnen hinzu gekommen sind inzwischen vier weitere Studierende: Markus Stubbe, Christian Preiser, Sascha Schmidt und Fabian Schink. Für weitere Studierende ist die Gruppe offen: „Studierende aus technischen Studiengängen sind herzlich willkommen“, stellen alle Nachwuchsforscher einmütig fest. Es seien keine speziellen Vorkenntnisse erforderlich. „Man muss nur Spaß daran haben, knifflige Probleme zu lösen“, sagt Heimbach. „Das Wissen kommt dann wie von selbst.“



Kontakt:

TU Clausthal

Dr.-Ing. Dirk Turschner

Institut für Elektrische Energietechnik

Leibnizstraße 28

Tel.: 05323 - 72 2592

Email: turschner@iee.tu-clausthal.de

Vier Studierende der sechsköpfigen Studiengruppe 'Mechatronik' (v.l.): Sascha Schmidt, Karl-Kristian Kunz, Fabian Schink und Sarah Heimbach