Mehr Sicherheit für Flugzeuge bei Extremsituationen

Pilotversuche des Clausthaler Institute of Geo-Engineering im Rahmen eines Forschungsprojektes am Stuttgarter und am Braunschweiger Flughafen erfolgreich abgeschlossen

Das Abkommen eines Flugzeugs von der Start- und Landebahn zählt zu den häufigsten Unfällen in der Branche. An diesem Punkt setzt das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Vorhaben DeRuSAFE zur Weiterentwicklung von Sicherheitsflächen an Start- und Landebahnen an. Zum Abschluss des Projektes hat ein unter Leitung von Prof. Nobert Meyer am Institute of Geo-Engineering (IGE) der TU Clausthal entwickeltes Geosystem bei unterschiedlichen Extremwetterereignissen und Belastungsszenarien den internationalen Anforderungen der Flugsicherheit standgehalten.

Die Sicherheitsflächen, die seitlich neben den Start- und Landebahnen angeordnet sind, haben insbesondere folgende Aufgaben: von der Bahn abkommende Flugzeuge jeder Größe ganzjährig und unabhängig von Witterungseinflüssen kontrolliert und unversehrt abzubremsen und zugleich eine Befahrbarkeit von Rettungskräften zu ermöglichen. Derzeit werden zumeist natürliche Bodenmaterialien verwendet, deren Beschaffenheit allerdings von der Witterung abhängig ist und umfangreich variiert. Bei Starkregen weicht der Boden auf, bei anhaltender Trockenheit oder Frost verfestigt er sich. Entsprechend können die Bugfahrwerke der Flugzeuge bei zu starkem Einsinken brechen bzw. bei zu geringem Einsinken keine ausreichende Bremswirkung erfahren.

„Am IGE haben wir nun ein innovatives Geosystem aus Leichtbausubstraten in Kombination mit ausgewählten Geokunststoffen entwickelt, welches Flugzeugräder unbeschadet abbremst und zugleich für Rettungskräfte befahrbar bleibt“, erläutert Prof. Meyer. Hierfür führten die Forschenden um Mathias Martin am Überfahrversuchsstand des Instituts über 50 Versuche bei unterschiedlichen Randbedingungen mit einem Bugrad eines Airbus A 320 durch.

Anschließend wurde das entwickelte Geosystem am Stuttgarter Airport und am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg unter realen Bedingungen getestet. Auf dem Testfeld in Stuttgart kam eine etwa 70 Tonnen schwere Tupolev Tu-154 zum Einsatz. Das Geosystem zeigte sich zuverlässig und generierte Einsinktiefen von bis zu 15 Zentimetern (internationale Vorgabe), so dass das Flugzeug zum Stehen kam. Auf einem weiteren Testfeld am Braunschweiger Flughafen standen Überfahrten mit verschiedenen Feuerwehrfahrzeugen auf dem Programm. Im Zuge dieser Versuche wurden Extremstarkregenereignisse mit Wassermengen von 65 Litern pro Quadratmeter simuliert. Auch dabei wies das entwickelte Geosystem seine Zuverlässigkeit nach. Das Befahren mit Fahrzeugen war ohne Probleme möglich.

Das zweijährige Forschungsprojekt wurde vom BMBF mit insgesamt 430.000 Euro innerhalb des Programms „Forschung für die zivile Sicherheit“ unterstützt. Durch das entwickelte innovative Geosystem lässt sich die Sicherheit von Passagieren und der Besatzung nachhaltig erhöhen, zudem werden Beschädigungen an Flugzeugen vermieden.

Kontakt:
TU Clausthal
Pressesprecher
Christian Ernst
Telefon: +49 5323 72-3904
E-Mail: christian.ernst@tu-clausthal.de

 

Das Rad eines Flugzeugs

An der TU Clausthal ist innovatives Geosystem entwickelt worden, durch das Flugzeuge, die von der Start- und Landebahn abkommen, bei jeder Witterung kontrolliert und unversehrt abgebremst werden und zugleich eine Befahrbarkeit von Rettungsfahrzeugen möglich ist. Das Geosystem wurde auf dem Stuttgarter Airport sowie dem Flughafen Braunschweig-Wolfsburg (siehe Bild unten) getestet. Fotos: Mathias Martin