CO2-Bepreisung als Leitinstrument

Damit Deutschland klimaneutral wird, müssen die Emissionen verringert und das Konsumverhalten verändert werden. Anreize dafür können Preissignale setzen, so Experte Löschel im „Forum Clausthal“.

„Deutschland auf dem Weg zur Klimaneutralität – wo stehen wir und was ist jetzt wichtig?“ Zu diesem Thema präsentierte Energiewende-Experte Prof. Andreas Löschel im digitalen Format „Forum Clausthal – Wissenschaft mit Verantwortung“ seinen Standpunkt: Mit einer CO2-Bepreisung kommt man schneller zum Erfolg beim Klimaschutz. Mehr als 80 Teilnehmende folgten interessiert dem 45-minütigen Vortrag des Mikroökonomen, der Professor für Umwelt-/Ressourcenökonomik und Nachhaltigkeit an der Ruhr-Universität Bochum ist und seit 2011 die Expertenkommission der Bundesregierung zum Monitoring der Energiewende leitet.

Universitätspräsident Prof. Joachim Schachtner griff das Stichwort Bundesregierung bei der Einführung in die Veranstaltung auf: Die neue Bundesregierung werbe mit „Energiewende – Umschalten auf Zukunft“ für eine sichere, umweltverträgliche und wirtschaftlich erfolgreiche Energieversorgung nach dem Grundsatz: Weg von nuklearen und fossilen Brennstoffen, hin zu erneuerbaren Energien und mehr Energieeffizienz. Die Wissenschaft soll beim Erreichen der Ziele eine herausragende Rolle spielen. In diesem Kontext sei die TU Clausthal mit ihrem Leitthema Circular Economy – in Zeiten des Klimawandels setzt die Universität auf eine moderne Energie- und Rohstoffversorgung mit Hilfe der Digitalisierung – „richtig und zukunftsweisend“ aufgestellt.

Ziel ist es, bis 2045 klimaneutral zu sein

Bis zum Jahr 2045 möchte Deutschland klimaneutral sein. Das heißt, dass nicht mehr Emissionen ausgestoßen werden dürfen als von Pflanzen, Böden, Gewässern und zukünftigen Technologien gespeichert werden können. Prof. Löschel sieht insbesondere fünf Sektoren, in denen die Treibhausgasemissionen verringert werden müssen: Energiewirtschaft, Gebäude, Verkehr, Industrie und Landwirtschaft. Um hier voranzukommen, benennt der Experte zahlreiche Beispiele: Es brauche eine Vervielfachung des Tempos beim Ausbau der erneuerbaren Energien, die massive Steigerung der Energieeffizienz, umfangreiche Innovationen bei sauberer Energie, Elektrifizierung, Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe und die Verwirklichung einer Kreislaufwirtschaft. Zudem seien große Infrastrukturinvestitionen zu stemmen, von Strom- und Wasserstoffnetzen über Lade- und Tankstelleninfrastrukturen für klimafreundliche Mobilität bis hin zu dringend notwendiger Verkehrsinfrastruktur. Und daneben müsse die internationale Zusammenarbeit forciert werden.

Um diesen Weg zur Klimaneutralität möglichst schnell zu beschreiten, könnten der CO2-Preis als sektorenübergreifendes Leitinstrument und langfristig der Emissionshandel die nötigen Anreize schaffen, so Löschel. Eine stärkere CO2-Bepreisung habe zudem den Vorteil, dass die Einnahmen für den sozialen Ausgleich genutzt werden und ärmeren Haushalten zugutekommen könnten, damit diese durch die steigenden Energiekosten nicht unverhältnismäßig stark belastet werden. Auch Prof. Roland Menges vom Clausthaler Institut für Wirtschaftswissenschaft, der das Co-Referat hielt, bestätigte, der CO2-Preis sei vom Nischen- zum Megathema geworden.

Die Transformation der Gesellschaft ist sehr wichtig

In der folgenden virtuellen Podiumsdiskussion, die moderiert von Prof. Christian Berg auch Publikumsfragen berücksichtigte, unterstrich Jasmin Hoff vom TU-Institut für Aufbereitung, Recycling und Kreislaufwirtschaftssysteme: „Auch die Bewusstseinsbildung, die Transformation der Gesellschaft ist sehr wichtig für den langfristigen Erfolg der Energie- und Rohstoffwende.“ Und Henry Fischer vom Institut für Chemische und Elektrochemische Verfahrenstechnik, der sich für „Fridays for Future“ engagiert, sagte: Vorbilder, an denen man sich orientieren kann, seien auf dem Weg zur Klimaneutralität ein wichtiges Signal für individuelle Verhaltensänderungen. In Hinblick auf nachhaltige Entwicklungen müssten außerdem die Menschen lokal mitgenommen und ihnen die Angst vor Veränderung genommen werden.

Am Schluss der annähernd zweistündigen, vierten Veranstaltung der Reihe „Forum Clausthal“ ging Prof. Schachtner in einem kleinen Fazit noch einmal kurz auf Schlüsselbegriffe wie etwa Multiperspektivität, „inconvenient truth“ und flexible Technologiepfade ein. Dr. Jacqueline Leßig-Owlanj aus dem Organisationsteam stellte auch angesichts der Resonanz fest: „Die Veranstaltungsreihe hat mehr und mehr Fahrt aufgenommen und das ganz bewusst gewählte digitale Format bewährt sich.“

Video zur Veranstaltung:
https://video.tu-clausthal.de/film/forum-clausthal-wissenschaft-mit-verantwortung_1256.html

Kontakt:
TU Clausthal
Pressesprecher
Christian Ernst
Telefon: +49 5323 72-3904
E-Mail: christian.ernst@tu-clausthal.de

Personen in einem Online-Meeting

Forum Clausthal (von oben links): Dr. Jacqueline Leßig-Owlanj, Prof. Andreas Löschel, Prof. Christian Berg, Henry Fischer sowie (unten) Jasmin Hoff, Prof. Joachim Schachtner und Prof. Roland Menges. Foto: Ernst