Clausthaler Werkstoffwissenschaftler holen internationale Konferenz zur Herstellung von Nanomaterialen in den Harz - Tagung 2008 in Goslar geplant

Clausthal-Zellerfeld/Goslar/San Antonio. Die Technische Universität (TU) Clausthal veranstaltet vom 18. bis zum 22. August 2008 zusammen mit dem „Lenkungskreis NanoSPD“ die vierte internationale Konferenz zum Thema „Herstellung von Nanomaterialien durch hochgradige plastische Verformung“ in Goslar. Der Lenkungskreis, eine internationale Gruppe renommierter Werkstoffwissenschaftler, hat auf seiner letzten Sitzung am 12. März im US-amerikanischen San Antonio Professor Dr. Juri Estrin vom Institut für Werkstoffkunde und Werkstofftechnik (IWW) der TU damit beauftragt, die nächste Konferenz im Harz zu veranstalten. Etwa 300 Experten aus aller Welt des stark wachsenden Forschungsgebiets werden zu diesem Forum erwartet.

„NanoSPD“ bezeichnet nicht etwa die kleinste Fraktion der großen Volkspartei, sondern ist ein neues werkstoffwissenschaftliches Forschungsgebiet: Werkstoffe werden einer hochgradigen plastischen Verformung („Severe Plastic Deformation“) in speziell dafür konstruierten Anlagen unterzogen. Als Ergebnis entstehen Nanomaterialien, die sich durch ihre extrem feine Kornstruktur im Nanometerbereich auszeichnen.



Im Gegensatz zu den bisher üblichen Verfahren, Nanomaterialien aus Nanopulvern herzustellen, erzeugen die Clausthaler Werkstoffwissenschaftler um Professor Dr. Juri Estrin mit Hilfe der NanoSPD-Methoden diese Materialien, indem sie massive Ausgangswerkstücke ultrafein strukturieren. Die Werkstoffe erhalten dabei eine extrem hohe Festigkeit. Oft gelingt es auch, die Materialien außergewöhnlich verformbar, oder „superplastisch“, zu machen.



NanoSPD-Verfahren bergen ein enormes Potenzial, Materialeigenschaften zu verbessern: feinste mikroelektronische Drähte erhalten einen regelmäßigeren und reproduzierbaren Aufbau, Miniaturbauteile der Mikroprozesstechnik lassen sich effizienter herstellen, Stahl lässt sich schneller nitrieren oder Magnesium verbessert seine Fähigkeit, Wasserstoff zu speichern. Anwendungen der NanoSPD-Verfahren sind entsprechend in vielen Bereichen der Industrie denkbar: In der Mikroelektronik, in der Medizintechnik, oder auch in der Automobilbranche.



Ungiftig und umweltfreundlich - Industrie hat Interesse



Ein großer Vorteil der neuen Verfahren, Nanomaterial herzustellen, liegt auf der Hand: Während ein Pulver aus Nanoteilchen gesundheits- und umweltschädlich sein kann, sind die Werkstoffe aus den NanoSPD-Verfahren allein deshalb schon harmlos, weil keine Nanopartikel eingesetzt werden. Lediglich ihr innerer Aufbau wird durch die hochgradige Verformung verfeinert.



„Während das Interesse der Industrie an dieser innovativen Technik zunächst verhalten war, sind nun zahlreiche namhafte Firmen auf das Verfahren aufmerksam geworden“, berichtet Estrin. Seine Arbeitsgruppe zum Thema „NanoSPD-Verfahren“ gehört zu den international führenden Forscherteams. Innerhalb Deutschlands ist sie hervorragend mit anderen wissenschaftlichen Gruppen vernetzt, u.a. in einer so genannten „Forschergruppe“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Gefördert wird sie außerdem durch den Bund und das Land Niedersachsen.



Weltweit gibt es zur Zeit enorme Aktivitäten auf dem Gebiet der Erzeugung von hochleistungsfähigen Nanomaterialien mittels hochgradiger plastischer Verformung. Das International NanoSPD Steering Committee fördert und koordiniert diese Aktivitäten mit Hilfe von Workshops und Konferenzen. Estrin hat als Gründungsmitglied den Lenkungskreis 2002 mit ins Leben gerufen und wird auch den Vorsitz auf der internationalen Konferenz in Goslar übernehmen.



Weitere Informationen finden Sie im Internet unter:

www.nanospd.org

und

www.iww.tu-clausthal.de



Kontakt:

Prof. Dr. rer. nat. habil. Juri Estrin

Technische Universität Clausthal

Institut für Institut für Werkstoffkunde und Werkstofftechnik

Agricolastr. 6

38678 Clausthal-Zellerfeld

Tel.: 05323 - 72 2004

Email: juri.estrin@tu-clausthal.de

Oben: Professor Dr. Juri Estrin vom Institut für Werkstoffkunde und Werkstofftechnik <br> Unten: Spröde Magnesium-Legierungen werden superplastisch: Nach einem Nano-SPD-Verfahren können sie um bis zu 2000% gestreckt werden