Clausthaler Metallurgen knüpfen erstmals Kontakte nach Japan

Clausthal-Zellerfeld. Von den 3200 Studierenden an der Technischen Universität Clausthal kommt nur einer aus Japan. Professorin Babette Tonn, die das Institut für Metallurgie leitet, möchte die Beziehungen zu Japan, einer der weltweit führenden Industrienationen, ausbauen. Als Ausdruck dieser Bemühungen hat Ryosuke Tasaki, Doktorand der Toyohashi University of Technology, im Januar einen Forschungsaufenthalt an der Hochschule im Oberharz verbracht.

Der 24-jährige Asiate bekam dabei insbesondere einen Einblick in die Gießereitechnik, das Forschungsfeld von Professorin Tonn. „Asien ist für uns ein sehr, sehr wichtiger Markt“, erläutert die Metallurgin. „Da die Gießereitechnik in China oder Indien noch nicht so hochentwickelt ist, gilt unser Interesse hauptsächlich Japan.“ Das Heimatland des Automobilriesen Toyota zählt genauso wie Deutschland zu den führenden Nationen in der Gießereitechnik. In der weiteren Entwicklung von Legierungen und Gießverfahren könnten beide Seiten voneinander profitieren.

Die Kontakte ins Land der aufgehenden Sonne sind auf dem asiatischen Gießereikongress entstanden, der in den vergangenen Jahren jeweils von Clausthaler Wissenschaftlern bereist worden ist. In der Folge hat sich ein Projekt mit Aisin Takaoka ergeben, einem japanischen Gießerei-Unternehmen mit mehr als 2500 Beschäftigten. „Alle japanischen Forscher haben uns um diese Zusammenarbeit beneidet“, erzählt Babette Tonn. Einer dieser Wissenschaftler, Professor Kazunori Terashima von der Toyohashi University of Technology, der als Regelungstechniker für die Gießereibranche forscht, wollte daraufhin genau wissen, was hinter dem Namen TU Clausthal steckt. Im vergangenen Sommer besuchte er die Harzer Metallurgen. Am Ende seiner Stippvisite stellte der kommunikative Japaner fest: „Jetzt weiß ich, wieso Ihr den Projektzuschlag bekommen habt.“

Vermittelt von Professor Terashima kam nun Ryosuke Tasaki nach Südniedersachsen. „Mir ist aufgefallen“, sagt der Nachwuchswissenschaftler, „dass die Studenten hier auch viel über ökonomische Aspekte und Technologievermarktung lernen.“ In Japan sei ein Ingenieurstudium dagegen allein fachspezifisch ausgerichtet. Betreut von Diplom-Ingenieur Lutz Dekker, absolvierte der Gast aus Fernost im Institut für Metallurgie auch Experimente für seine eigene Forschungsarbeit, die er daheim nicht hätte durchführen dürfen. „Die Sicherheitsrichtlinien sind in Japan strenger als in Deutschland“, erläutert Tasaki. Schließlich holte er sich am Institut für Technische Mechanik bei Professor Gunther Brenner Anregungen auf den Gebieten der Strömungsmechanik und Simulation.

Ryosuke Tasaki ist der erste, aber er soll nicht der letzte Doktorand aus Japan im Oberharz gewesen sein. Auch Studierende sind willkommen. „Perspektivisch streben wir ein Austauschprogramm oder ein gemeinsames Forschungsprojekt an“, sagt Professorin Tonn. Wichtigster Erfolgsfaktor dafür seien gute persönliche Kontakte. Kurzum, die Chemie muss stimmen zwischen den Materialwissenschaftlern aus Deutschland und von der Insel im Pazifik.

Kontakt:


TU Clausthal


Pressesprecher


Christian Ernst


Telefon: 05323 - 72 3904


christian.ernst@tu-clausthal.de

Deutsch-japanischer Austausch (v.l.): die Clausthaler Professorin Babette Tonn, Lutz Dekker und Ryosuke Tasaki (am Computer und beim Experimentieren). (Fotos: Ernst, Dekker)