Beruf probieren - Betriebspraktikum an der TU Clausthal

Clausthal-Zellerfeld. Chemie und Physik kennen alle aus den Schulunterricht. Doch was sich hinter „Kunststofftechnik“ oder „Materialwissenschaft und Werkstofftechnik“ verbirgt, wissen vergleichsweise wenige. Lena Brüshaber und Katharina Marquordt entdeckten in den vergangenen drei Wochen zusammen mit vier weiteren Schülerinnen und Schülern vom Gymnasium Salzgitter Bad, was hinter diesen und anderen Fachbezeichnungen steckt: Sie absolvierten vom 13. bis zum 31. März an verschiedenen Instituten der Technischen Universität (TU) Clausthal ihr Betriebspraktikum.

„Keinen einzigen Kaffee mussten wir kochen“, freut sich Katharina Marquordt. Sie und ihre Freundin Lena Brüshaber hatten sich das Institut für Polymerwerkstoffe und Kunststofftechnik (PUK) für ihr Praktikum ausgesucht. „Unsere Arbeit war sinnvoll und die Ergebnisse werden weiter für die Forschung am Institut verwendet“, sagt Brüshaber. Die Praktikantinnen haben zum Beispiel bei der Aushärtung bestimmter Kunststoffe die entstehende Wärme und die Zeit bis zur Aushärtung gemessen, oder sie stellten die Viskosität von flüssigen Zuckeraustauschstoffen fest. „Die Arbeit hier hat uns sehr viel Spaß gemacht“, so die Schülerinnen der Jahrgangsstufe elf einmütig. Die anderen vier Schülerinnen und Schüler vom Gymnasium Salzgitter Bad hatten das Institut für Technische Chemie und das Institut für Physikalische Chemie als Praktikumsorte gewählt.



Gelebt hätten Brüshaber und Marquordt „wie echte Studentinnen“, so Markquordt. Sie wohnten im Haus der evangelischen Studentenverbindung „Wingolf Catena“, mussten jeden Morgen in die Uni und schoben Abends schon mal Küchendienst für die Wohngemeinschaft. „Wir wollen beide nach dem Abi studieren,“ sagt Brüshaber. „Deswegen haben wir unser Betriebspraktikum in der Forschung an der TU Clausthal gemacht.“



Praktikum: Entscheidungshilfe für Schüler



Leif Steuernagel ist der Initiator des Schülerpraktikums am PUK, „obwohl es ohne die Hilfe aller Institutsmitarbeiter unmöglich wäre, das Programm durchzuführen“, wie er sagt. Etwa 120 Personen kämen jedes Jahr für ihr Praktikum, für ein Schnupperstudium, im Rahmen der Berufsorientierungswoche oder am Girls Day ans PUK. Schülern bei ihrer Entscheidung für die Zeit nach dem Abi zu helfen, sei die Motivation für sein Engagement. „Viele Schüler wissen in der elften oder zwölften Klasse noch nicht, was sie anschließend machen wollen. Sie sind froh über Informationen, die ihnen bei dieser Entscheidung helfen.“



Steuernagel hat an der Clausthaler Hochschule Chemie studiert, bevor er für seine Dissertation an die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) nach Zürich wechselte. Jetzt ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am PUK und Studienfachberater der letzten Kunststofftechnik-Diplomstudierenden und, zusammen mit Dr. Rolf Galun vom Institut für Werkstoffkunde und Werkstofftechnik (IWW), Studienfachberater der ersten Materialwissenschaft- und Werkstofftechnik-Studierenden im Bachelor- und Masterprogramm.



„Wir freuen uns natürlich, wenn sich nach dem Praktikum Schüler für ein Studium an der TU Clausthal entscheiden“, sagt Steuernagel. Das Wichtigste sei jedoch, den Schülern die Orientierung zu ermöglichen, damit sie den Beruf wählen könnten, der zu ihnen passt.



Ob sie sich denn vorstellen könnten, in Clausthal Werkstoffwissenschaft zu studieren? Die Schülerinnen Marquordt und Brüshaber zögern: Sie würden wohl lieber Sprachen oder Naturwissenschaften an der Uni lernen. Und die Stadt sollte auch größer sein. Das sei ihnen vorher aber nicht so klar gewesen.



Kontakt:

TU Clausthal

Dr. Leif Steuernagel

Institut für Polymerwerkstoffe und Kunststofftechnik

Agricolastraße 6

38678 Clausthal-Zellerfeld

Tel.: 05323 - 72 2947

Email: leif.steuernagel@tu-clausthal.de

Stellten selbst Kunststoffe her (v.l.): Schülerinnen Katharina Marquordt und Lena Brüshaber vom Gymnasium Salzgitter Bad