NTH legt los mit Großprojekt in der Informatik

Hannover. Das erste gemeinsame Großprojekt der Niedersächsischen Technischen Hochschule (NTH) haben am Montag die drei Präsidenten der NTH-Mitgliedsuniversitäten im Ministerium für Wissenschaft und Kultur in Hannover vorgestellt. Niedersachsens Wissenschaftsminister Lutz Stratmann, Professor Jürgen Hesselbach, Präsident der TU Braunschweig und Vorsitzender des NTH-Präsidiums, Professor Thomas Hanschke (TU Clausthal) und Professor Erich Barke (Leibniz Universität Hannover) gaben sich optimistisch, dass die NTH den Wissenschaftsstandort Niedersachsen im internationalen Wettbewerb stärken wird.

„Anhand dieses ersten Großprojektes zeigt sich, dass die NTH Zukunftsthemen im globalen Wettbewerb besetzt. Die NTH kann als Gemeinschaft viel mehr erreichen als jede einzelne Universität für sich“, so Stratmann. Das Projekt stehe in den drei Partneruniversitäten auch für den Übergang von der Konkurrenz zur Kooperation, betonte Professor Hesselbach. Die Federführung liegt bei der TU Clausthal, die mit Professor Andreas Rausch auch den Sprecher der Initiative stellt. „Dieses Forschungsprojekt ist ein riesiger Erfolg und bestätigt auch unsere neue Linie in der Informatik, die wir seit 2003 konsequent verfolgen“, sagte Professor Hanschke.

Projekt IT-Ökosysteme wird mit 2,5 Millionen Euro gefördert

Das gemeinsame Informatikprojekt trägt den Namen „NTH School für IT-Ökosysteme: Autonomie und Beherrschbarkeit softwareintensiver Systeme“. Es steht beispielhaft für das Potenzial, das durch die Gründung der NTH eröffnet wird: Bis zu 40 Wissenschaftler arbeiten in einem Fachgebiet zusammen, mehr als 2,5 Millionen Euro stehen dafür in den kommenden Jahren zur Verfügung und 15 Stellen werden neu geschaffen, gleichmäßig verteilt auf die drei Standorte. Das Forschungsprogramm soll es den Informatikwissenschaftlern der NTH ermöglichen, innerhalb der nächsten Jahre noch erfolgreicher Mittel auf nationaler und europäischer Ebene einzuwerben.

Worum geht es bei IT-Ökosystemen? Das Thema befasst sich mit der Frage, wie in Zukunft komplexe, softwareintensive Systeme wie etwa Fahrzeuge oder dezentrale Energieversorgungen interagieren können und damit nicht mehr autonom, sondern in einem System funktionieren. Die Wissenschaftler wollen klären, wie in einem solchen IT-Ökosystem das Gleichgewicht zwischen der Autonomie der Teilsysteme und der Beherrschbarkeit des Gesamtsystems zukünftig erhalten werden kann und dafür Softwarelösungen entwickeln.

Ziel des Forschungsansatzes: Komplexe IT-Systeme sollen jahrelang sicher funktionieren

Sprecher Professor Rausch erläutert den Ansatz: „Stellen Sie sich vor, Sie haben zu Weihnachten einen neuen Laptop bekommen. Wenn Sie ihn heute benutzen, reagiert er schnell, die Programme sind nicht träge, und er stürzt nicht ab. Wir alle aber wissen, dass der Laptop in zwei, drei Jahren spürbar schlechter reagiert. Es dauert viel länger, ihn zu starten, Programme werden merklich langsamer und ab und zu stürzt er aus unerklärlichen Gründen ab. So wie ein biologisches Ökosystem, zum Beispiel ein Teich, umkippen kann, so könnte man in Analogie sagen, der Laptop mit seinen Programmen kippt langsam um.“ Natürlich seien heutige IT-Ökosysteme deutlich komplexer als ein Laptop. So hat etwa ein Pkw heute bis zu 150 Mikroprozessoren mit jeweils hunderten von Software-Funktionen. Autos werden künftig Verkehrsinformationen austauschen, selbstständig Parkplätze buchen und Termine auf Grund von Verkehrsstaus verschieben. Was genau wird nun in der NTH-School für IT-Ökosysteme erforscht? Rausch: „Die Frage, auf die wir eine Antwort suchen, ist, wie wir das korrekte Funktionieren dieser IT-Ökosysteme auch in zehn Jahren noch garantieren können. Wir müssen sicher stellen, dass diese IT-Ökosysteme eben nicht nach zwei, drei Jahren „umkippen“ wie unser Laptop, den wir zu Weihnachten bekommen haben.“

Das Forschungsthema IT-Ökosysteme ist gerade dabei, sich zu etablieren. „Durch das neue Projekt nimmt die Informatik der NTH in Deutschland und international eine Vorreiterrolle ein, die sie auch in Zukunft noch weiter ausbauen wird“, so Rausch.

Kontakt:

Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur


Jenny Sturm


Telefon: 0511/120-2603

TU Clausthal


Pressesprecher


Christian Ernst


Telefon: 05323 - 72 3904


christian.ernst@tu-clausthal.de

Stellten das NTH-Großprojekt in Hannover vor, die Präsidenten der NTH-Universitäten (v.l.): Prof. Erich Barke (Hannover), Prof. Jürgen Hesselbach (Braunschweig) und Prof. Thomas Hanschke (Clausthal). (Foto: Decker)