Metallurgie erhält Gießmaschine aus der Industrie im Wert von 100.000 Euro

Clausthal-Zellerfeld. Wie eine Symbiose zwischen Wissenschaft und Wirtschaft aussehen kann, zeigte sich dieser Tage an der TU Clausthal. Im Institut für Metallurgie ist eine Gießmaschine eingeweiht worden, die das Unternehmen KSM Castings (Kloth-Senking Metallgießerei) der Arbeitsgruppe von Professorin Babette Tonn als Dauerleihgabe für Forschung und Lehre überlassen hat.

„Inklusive der Werkzeuge hat die Maschine einen Wert von rund 100.000 Euro“, sagte Matthias Kuhr. Der Leiter Qualitätsmanagement der Castings GmbH würde sich im Gegenzug wünschen, dass der eine oder andere Clausthaler Praktikant, Diplomand oder Absolvent den Weg in „seinen“ Betrieb, einem Zulieferer für die Automobilindustrie, finden würde.

Leihgabe produzierte bisher Fahrzeugteile für den VW-Golf

Die Maschine, die bisher Fahrzeugteile für das VW-Modell Golf V gefertigt hatte, stand zuvor am Firmenstandort in Wernigerode. Aufgrund von Automatisierungen wird sie dort nicht mehr gebraucht. Der erste Guss in Clausthal-Zellerfeld war in Landtagswahlzeiten einem Politiker vorbehalten. Philipp Rösler, Spitzenkandidat der niedersächsischen FDP, legte, in einen feuerfesten Schutzanzug gehüllt, Hand an. Nach getaner Arbeit stärkte er der kleinen, aber feinen Hochschule aus dem Oberharz den Rücken: „Es kommt nicht auf die Größe an, sondern auf die Technik, den Inhalt und die Qualität.“ Dass beim Premierenguss alles glatt ging, war auch Lutz Dekker zu verdanken. Der Maschinenbaustudent hatte die neu aufgebaute Maschine, zu der ein Aluminiumschmelzofen gehört, optimal vorbereitet.

Nach der Einweihung vor rund 60 Gästen aus Industrie und Wissenschaft wird die Anlage in Zukunft von der Arbeitsgruppe Gießtechnik um Professorin Tonn genutzt. Damit sei praxisnahe Forschung an neuen Gusswerkstoffen möglich, freute sie sich. Bereits heute besitzt die Arbeitsgruppe mehrere Patente und Erfindungen auf dem Gebiet der Aluminiumlegierungen, die insbesondere für den Automobilbau interessant sind. Denn herkömmliche Aluminiumlegierungen werden den zunehmenden Anforderungen nicht mehr lange standhalten und müssen ersetzt werden. An der TU im Labormaßstab entwickelte Legierungen können mit Hilfe der neuen Möglichkeiten zur Produktionsreife geführt werden, fügte Projektbetreuer Carsten Reeb hinzu.

Bohrer beim Zahnarzt könnten demnächst leister brummen

Auf dem Gebiet von Kupfergusslegierungen mit sehr hoher Dämpfungswirkung besitzt die Gießereitechnik an der TU Clausthal ebenfalls einen Wissensvorsprung, den es zu halten und auszubauen gelte. Bedingt durch Phasenumwandlungen im patentierten Werkstoff werde der Schall gedämpft. Dadurch könnten beispielsweise die Bohrer beim Zahnarzt künftig leiser brummen. Auch das Militär ist an der Entwicklung interessiert.

Zu Beginn der Feierstunde hatte Professorin Tonn Fakten über die Gießereitechnik und das Institut für Metallurgie sprechen lassen. So sei Deutschland im Know-how für Gusstechnik weltweit führend. Diese Spitzenposition ist auch ein Verdienst der Universitäten, inklusive der TU Clausthal. An der Hochschule im Oberharz wiederum "ist die Metallurgie mit rund 3,5 Millionen Euro das drittmittelstärkste Institut“, sagte Frau Tonn. Lediglich neun von 64 Stellen der Einrichtung würden nicht über Drittmittel finanziert, sondern vom Land bezahlt. In der Arbeitsgruppe Gießtechnik ist das Verhältnis noch eindeutiger. Neun von zehn Stellen werden durch Drittmittel beglichen.

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Student Steven Blenke (r.) beim ersten Abguss einer Aluminiumschmelze in die neue Gießmaschine.