Harzer Universität bezieht Region in nachhaltige Forschung ein

Auftakttreffen des regionalen Unterstützungskreises „Reallabor Circular Economy der TU Clausthal“. Ziel ist es, ein Umdenken in Wirtschaft und Gesellschaft zu bewirken.

Weg von der Wegwerfgesellschaft, hin zu einer nachhaltigen, zirkulären Wirtschaft, zu einer Circular Economy: Dieses Leitthema hat sich die TU Clausthal auf die Fahnen geschrieben. Ein zentrales Anliegen dabei ist es, die Gesellschaft zum Umdenken anzuhalten: zum Reparieren und Wiederverwenden, zum Wiederaufbereiten und Recyceln anstatt etwas zu beseitigen. „Ein wichtiger Baustein bei dem, was wir tun wollen, ist das sogenannte Reallabor. Es hilft uns, über Machbarkeit und Umsetzbarkeit von Forschung zu lernen“, so Universitätspräsident Professor Joachim Schachtner beim Auftakttreffen mit dem regionalen Unterstützungskreis „Reallabor Circular Economy der TU Clausthal“. Neben Forschenden der TU waren Landrat Thomas Brych, Goslars Oberbürgermeister Oliver Junk sowie Vertreter regionaler Firmen und Organisationen dabei, die im Recyclingcluster REWIMET tätig sind.

Reallabore sind Experimentierräume für nachhaltige Innovationen in der Wirklichkeit. Unter diesem Schlagwort arbeitet die Wissenschaft gemeinsam mit Wirtschaft, Politik und Gesellschaft an zukunftsfähigen Lösungen, indem sie etwas zusammen ausprobieren, bürokratische Hürden meistern und voneinander lernen. „Im direkten Austausch mit Bürgerinnen und Bürgern, mit Unternehmen und mit Kommunen möchten wir Lösungsansätze ausloten. Das macht die TU Clausthal noch attraktiver für Studierende, Forschende und die Industrie“, betonte Professor Schachtner.

Impulsvorträge der Professoren Goldmann und Rausch

Die Impulsvorträge zu der digitalen Veranstaltung lieferten die Clausthaler Professoren Daniel Goldmann und Andreas Rausch. Recyclingexperte Goldmann stellte die Entwicklung von der Circular Economy zu einer zirkulären Gesellschaft, der Circular Society, vor und bekräftigte: „Unsere Region ist eine klassische Region für eine solche Entwicklung.“ Der erweiterte Harzraum habe eine hohe Dichte an Forschungseinrichtungen sowie eine Häufung an Unternehmen auf spezifischen Gebieten, eine gute Verkehrsanbindung und eine offene Gesellschaft für den Aufbau innovativer industrieller Strukturen. Als laufende Vorzeigeprojekte nannte er die Cluster zum Elektroschrott-Recycling, zu Mineralstoffrecycling und nachhaltigem Bauen sowie zur zirkulären Batterieproduktion.

Laut Professor Rausch ist es die zentrale Herausforderung, ein Umdenken in Wirtschaft und Gesellschaft zu bewirken: von linearen zu zirkulären Prozessen. Ziel müsse es sein, möglichst wenig neues Material zu nutzen, sondern mit dem Bestehenden zu wirtschaften. „Im Idealfall mit null Ressourcenverbrauch.“ Der Ansatz des Software-Experten und Vorsitzenden des Center for Digital Technologies (DIGIT), um die Wergwerfgesellschaft zu überwinden, ist das „Reallabor Digitalisierung für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft“. Ein Erprobungsprojekt soll der Circular Economy Kiosk sein. Energie, Mobilität und etwa Haushaltsgegenstände können über diesen „Tante-Emma-Laden der Zukunft“ gemeinsam genutzt, getauscht, repariert oder recycelt werden – um einige Möglichkeiten zu nennen. In einem solchen Kiosk würde die Koordination digital und der Austausch in Präsenz ablaufen.

Circular Economy Kioske als „Tante-Emma-Laden der Zukunft“

Als mögliche Einsatzorte für erste mobile Circular Economy Kioske können sich Oberbürgermeister Junk und Landrat Brych beispielsweise Wochenmärkte bzw. innovative Gemeinden vorstellen. Die Stadt Goslar sei für Impulse aus der Wissenschaft und von Studierenden immer offen. „Denn wir haben mit der TU Clausthal eine hervorragende Uni im Landkreis“, so Junk. „Für die Menschen ist es wichtig, etwas Greifbares zu sehen und zu merken: Die Wissenschaft bringt uns voran“, bemerkte Brych. Auch die Vertreter der Unternehmen brachten sich in die digitale Runde ein. Thomas Ebert, Vorstand der Kreiswirtschaftsbetriebe Goslar, sagte: „Wir könnten das Thema Reallabor in unserer Broschüre aufgreifen und es damit einer breiten Öffentlichkeit näherbringen.“

Die ersten wichtigen Unterstützer für die TU-Initiative zum Reallabor sind gefunden. In Zukunft soll der Unterstützerkreis erweitert werden und sich mehrmals im Jahr treffen. Diese Initiative ist ein nächster Schritt in Richtung Circular Region, deren Entwicklung und Ausbau die TU Clausthal und das Recyclingcluster REWIMET anstreben.

 

Kontakt:
TU Clausthal
Pressesprecher
Christian Ernst
Telefon: +49 5323 72-3904
E-Mail: presse@tu-clausthal.de

Personen in einem Online-Meeting

Die Teilnehmenden des Auftakttreffens zum Projekt Reallabor, darunter Universitätspräsident Professor Joachim Schachtner, Landrat Thomas Brych und Goslars Oberbürgermeister Oliver Junk. Foto: Ernst