Experiment geglückt - Bürgerforum der TU Clausthal ?Runder Tisch' wird fortgesetzt

Clausthal-Zellerfeld. Konstruktiv und offen war die Atmosphäre beim ersten ?Runden Tisch', zu dem die Technische Universität (TU) Clausthal am 16. März Bürger der Stadt Clausthal-Zellerfeld und Vertreter der lokalen Wirtschaft und Politik eingeladen hatte. Im voll besetzten Senatssitzungssaal erläuterten Professor Dr. Edmund Brandt, der Präsident der TU, und der Leiter des Studentenwerks Clausthal, Jürgen Graf, die nächsten Bauvorhaben der Universität: Neue und modernisierte Appartments für Studierende und ein Konferenzzentrum „Universitätsquartier an der Alten Münze“ mit Restaurant und anliegendem Hotel sind geplant. Die Investitionen in der Gesamthöhe von etwa 35 Millionen Euro sollen ein Lebensumfeld schaffen, dass „den Ansprüchen einer Spitzenuniversität in Forschung und Lehre gerecht wird“, so TU-Präsident Brandt. Außerdem werde mit der Wiederbelebung der, zum großen Teil stillgelegten Gebäude, dem Platz von der Marktkirche bis zur Alten Münze wieder seine alte Funktion als geistiges Zentrum der Stadt zurückgegeben.

In den nächsten zwei Jahren wird die TU Clausthal 280 neue Appartments für Studierende an der Leibnizstraße schaffen und die vorhandenen Wohnheime vollständig sanieren. Außerdem wird bis zum Sommer 2008 auf dem Gelände der Alten Münze an der Osteröder Straße ein Konferenzzentrum mit angegliedertem Hotel entstehen, das zur Zeit den Arbeitstitel „Universitätsquartier Alte Münze“ trägt. Die nötigen Investitionen in den Wohnheimneubau und die Sanierung betrügen etwa 19 Millionen Euro und das Konferenzzentrum schlage nochmals mit etwa 15 Millionen Euro zu Buch, so der Leiter des Studentenwerks, Jürgen Graf. „Das ist Geld, das fast vollständig von privaten Investoren kommen wird." Lediglich um 5 Millionen Euro für Brandschutzmaßnahmen in den Studentenwohnheimen habe man erfolgreich mit dem Land Niedersachsen verhandelt. Noch seien jedoch keine Verträge abgeschlossen: Die teils europaweiten Ausschreibungen, stehen noch aus. Doch Graf ist zuversichtlich: „Die Finanzierung wird gelingen.“



Tagungs- Lehr- und Wohnräume auf internationalem Niveau



Die Bauvorhaben sollen Studierenden und Weiterbildungskunden der TU ein Umfeld schaffen, das ihren Ansprüchen als zahlende Kunden gerecht werde, stellte TU-Präsident Brandt klar. Sowohl die Studiengebühren, die ab dem nächsten Wintersemester fällig werden, als auch die Gebühren für die Weiterbildung an der TU Clausthal würden es verbieten, Veranstaltungen in „alten Hörsälen ohne Multimediaeinrichtung anzubieten oder keine nahe gelegenen adäquaten Unterkünfte zur Verfügung zu stellen“, sagte Brandt. „Wir müssen neue Geschäftsfelder erschließen, die über die Gruppe der jungen Menschen hinausgeht. Ohne moderne Tagungs-, Lehr- und Wohnräume auf international üblichem Niveau wird uns das nicht gelingen.“



Für Clausthal-Zellerfeld bedeute diese Entwicklung, dass die Universität wieder zurück ins Zentrum rückt, nachdem sie sich in den letzten Jahren Schritt für Schritt aus der Innenstadt entfernt hatte. „Auch das Hauptgebäude in der Adolph-Roemer-Straße soll stärker genutzt werden“, führte Brandt aus. „Wieder mehr Konsumenten ins Zentrum zu bringen ist ein wichtiger Mosaikstein, den die TU zum Wohl der Stadt beitragen wird.“ Durch die avisierten Veränderungen solle überdies der Platz vom TU-Hauptgebäude bis hinunter zur Alten Münze „seine angestammte Funktion als geistiges und auch geistliches Zentrum der Stadt Clausthal-Zellerfeld wieder zurück erhalten“.



Schöner Traum - schon fast begraben



Die Vorhaben der TU riefen bei den anwesenden Bürgern und bei den Vertretern der Interessensgruppen Zustimmung hervor. Es sei sehr zu begrüßen, dass die TU wieder zurück in das Zentrum der Stadt komme, stellte Torsten Janßen von der Volksbank Osterode fest. „Die alte Mensa war der Bringer. Die Händler und Gastronomen aus dem Clausthaler Zentrum vermissen schmerzlich die Studierenden, die mittags ihre Geschäfte erledigen.“ Der Bürgermeister der Bergstadt, Michael Austen, ergänzte: „Die Stadt fühlt sich als Rahmen der Universität. Zu diesen positiven Entwicklungen muss sie ihren Beitrag leisten und sich bewegen.“ In einem Moment bewegender Offenheit gestand Malermeister Dieter Nietzel: „Ich hatte mal einen Traum, dass es mit der Bergstadt wieder bergauf geht. Den Traum hatte ich schon fast begraben, aber jetzt habe ich wieder Hoffnung.“



Doch auch Bedenken wurden laut: Die TU würde mit dem Hotel und dem Restaurant des geplanten Konferenzzentrums die lokalen Betriebe unter Druck setzen, sorgten sich Vertreter aus Gastronomie und Hotellerie. „Schon der Neubau der Mensa hat den heimischen Gastronomen arg zu schaffen gemacht“, gab die Betreiberin des Landhauses Kemper, Dorothee Kemper, zu bedenken. „Das die TU mit dem Studentenwerk jetzt noch ein Hotel bauen will, ist unfassbar.“ Diese Beschwerde konnte nicht vollständig entkräftet werden, „da die Verantwortung für die Ausgestaltung der Räume im Konferenzzentrum der zukünftige Investor trägt“, wie Brandt sagte. Einig waren sich indes alle, dass die neuen Angebote an Verpflegung und Unterkunft sich auf die Zielgruppe des Konferenzzentrums konzentrieren sollen und „sich nicht“, so der Rotary-Präsident Herbert Sippel, „in den lokalen Markt drängen“.



Experiment geglückt



Zu Beginn der Veranstaltung hatte TU-Präsident Brandt betont, es handele sich mit dem ersten ?Runden Tisch' um ein „Experiment, dass auch scheitern kann“. Die durchweg offene und konstruktive Gesprächsatmosphäre erweckte jedoch schon schnell den Eindruck, den zum Abschluss des Abends die Anwesenden bestätigten: Das Experiment ist geglückt. Der nächste ?Runde Tisch' wird im November 2006 zum Thema „Die TU Clausthal als Arbeitgeber und die Ausstrahlung auf die Stadt“ stattfinden.

Tauschten sich offen und konstruktiv am 'Runden Tisch' aus: Vertreter der TU, Wirtschaft und Politik und Bürger der Stadt Clausthal-Zellerfeld