Chinesen in Clausthal fiebern Olympia entgegen

Clausthal-Zellerfeld. Die Welt schaut auf China. Am Freitag beginnen in Peking die Olympischen Sommerspiele. Insbesondere an der TU Clausthal fiebern viele junge Menschen dem Ereignis entgegen. Von den 3100 Studierenden an der Technischen Universität im Oberharz sind allein ein Fünftel Chinesen.

Xiaohong Zhang und Xianyong Tian lächeln über das ganze Gesicht. In ihren Händen halten die beiden chinesischen Promovierenden am Clausthaler Institut für Nichtmetallische Werkstoffe Olympia-Fähnchen. Erstmals werden die Spiele in ihrer Heimat ausgetragen. Vorfreunde, Neugier und auch Stolz sind den motivierten Jungwissenschaftlern anzumerken.

Olympia als Bühne für China

„Olympia gibt China die Chance, sich einer breiten Weltöffentlichkeit darzustellen und ein neues Gesicht zu zeigen“, sagt Doktorand Tian. Dem 26-Jährigen sind die Beiträge der westlichen Medien, etwa über Umweltprobleme und die politische Situation in seiner Heimat, nicht entgangen. „Wir brauchen mehr Kommunikation untereinander, vielleicht können dann einige Missverständnisse ausgeräumt werden“, hofft er.

Auch Xiaohong Zhang, die vor sechs Jahren aus Shanghai an die TU Clausthal gekommen ist, wirbt um Verständnis für die mit 1,3 Milliarden Einwohnern bevölkerungsreichste Nation der Erde: „Das Land öffnet sich. Aber das geht nur Schritt für Schritt.“ Schließlich bestehe ein großer Kulturunterschied zwischen China und der westlichen Welt.

In ihrer Heimat sei der Lebensrhythmus schneller. Es gibt viel zu tun. „Da bleibt nicht so viel Zeit zum Nachdenken und Überlegen“, erzählt Diplom-Ingenieurin Zhang in hervorragendem Deutsch. Während sich China mitten in der Entwicklung befinde, sei Deutschland darin schon sehr weit fortgeschritten. Ihrer Ansicht nach sind die Möglichkeiten für Nachwuchswissenschaftler hierzulande besser, zum Beispiel aufgrund gut ausgestatteter Labore.

Zusammenarbeit mit internationalen Studierenden wichtig

Xiaohong Zhang forscht an der TU auf dem Gebiet der Bionik, also an der Umsetzung von Strukturideen aus der Natur in Technik. „Konkret geht es darum, eine Wabenstruktur aus Keramik nachzubilden“, erläutert Professor Jürgen Heinrich. Der Clausthaler Keramikexperte ist auch der Doktorvater von Xianyong Tian, der sich mit dem schnellen Prototypenbau eines Keramikteils (Rapid Prototyping) beschäftigt. Finanziert wird Tian, der für zwei Jahre im Harz ist, direkt aus China. „Im Zuge der Globalisierung ist man gut beraten, mit ausländischen Studierenden zusammenzuarbeiten“, betont Professor Heinrich. „Ich habe gute Erfahrungen mit Chinesen gemacht. Für später ergeben sich dadurch Multiplikatoreffekte und Kooperationsmöglichkeiten.“ Zumal der Wachstumsmarkt China für die deutsche Wirtschaft immer wichtiger wird.

Positiv, nachhaltig, wirtschaftsfördernd - auch „Peking 2008“ soll nach dem Wunsch der Veranstalter so wirken. Zunächst blicken die Clausthaler Chinesen aber auf die Wettkämpfe. Hürdenläufer Lui Xiang ist zur Ikone der Volksrepublik aufgestiegen. Im Pekinger Olympiastadion möchte der Leichtathlet seinen Goldmedaillengewinn von vor vier Jahren in Athen wiederholen. „Bei der Fußball-EM war Schweinsteiger mein Lieblingsspieler, nun drücke ich Lui Xiang die Daumen“, sagt Xiaohong Zhang. Die Ingenieurin wird in den kommenden zwei Wochen vor dem Fernseher mit ihren Olympia-Fähnchen mitfiebern. Im Idealfall lernt die Welt währenddessen etwas über China - und die Chinesen lernen etwas von den Sportlern, Journalisten und Zuschauern aus aller Welt.

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Freuen sich auf Olympia in Peking: Xianyong Tian (l.) und Xiaohong Zhang, chinesische Doktoranden am Institut für Nichtmetallische Werkstoffe der TU Clausthal.